Montag, 30. September 2019

"Hey, Ruhe! Ich mache eine Ansage!"

„Augsburg Talk“ heißt mein Blog. Mit Augsburg hat dieser Text aber eigentlich nichts zu tun. Außer, dass ich mit der Bahn von Berlin nach Augsburg fahren wollte. Ein Bericht:

„Willkommen im ICE“, schreibt mir die Bahn aufs Handy zehn Minuten nach der geplanten Abfahrt des Zuges am Berliner Hauptbahnhof. Das ist sehr nett und ich würde mich im Normalfall auch freuen über so viel Gastfreundschaft. Nur: Ich sitze nicht im Zug. Denn der fällt aus. Stattdessen stehe ich in einer kilometerlangen Schlange am Infoschalter. Schuld am Chaos ist ein Sturm. Er trägt den eindrucksvollen Namen Mortimer und wütet im Norden und Osten Deutschlands. In Augsburg scheint währenddessen die Sonne.
Blöd gelaufen also für die Bahn und vor allem die Fahrgäste. Höhere Gewalt. Aber wie geht’s jetzt weiter? Fahren die nächsten Züge auch nicht? Stranden meine Mitreisenden und ich in der Hauptstadt? Die Schlange bewegt sich nicht. Also weg von dort, vielleicht bekommen wir am Gleis Auskunft. Oben an der Rolltreppe steht tatsächlich gleich ein Bahnmitarbeiter mit einem Tablet. Sehr schön! Als wir ihn ansprechen, beginnt er mit rotem Kopf zu schreien. „Ich weiß genau so viel wie Sie: NICHTS!“ Wir ziehen uns diskret und beschwichtigend zurück, empfehlen jedoch einen Wechsel in den Innendienst ohne Kundenkontakt. Zurück nach oben. Die Bahn hat es mittlerweile geschafft, dass weitere Mitarbeiter mit leuchtenden Warnwesten Auskunft erteilen. Es dauert tatsächlich nur wenige Minuten, dann stehe ich vor einem sympathischen Hipster, der gerade noch ein paar Asiaten entschuldigend weitergeschickt hat. Der Hipster sagt, in den nächsten vier Stunden fahre auf jeden Fall nichts. Nada. Niente. Danach vielleicht. Aber man weiß es nicht.

Zwischen Freude und Frust


Frust macht sich breit. Und jetzt? Erstmal nen Kaffee in einer Burger-Bar im Bahnhof. Aber plötzlich eine Durchsage. „Achtung, ein Hinweis an alle Fahrgäste, die... Hey, Ruhe! Ich mache eine Ansage!!“ Irritierte Blicke der Reisenden. Nachdem die Kollegen der Ansagerin das Ratschen eingestellt haben, fährt sie fort und teilt mit, dass der Verkehr nach und von Norden wieder aufgenommen wird. Die Bahn-App weiß jedoch noch von nichts. Mietwagen-Pläne verwerfen wir vorerst und nehmen uns vor, nachher doch nochmal zum Gleis zu schauen. Dort angekommen erleben wir Szenen, die an die Schlacht auf dem Lechfeld erinnern. Überall liegende, stehende und sitzende Menschen mit Rucksäcken und Koffern. Es gibt kaum ein Durchkommen. Dann brandet plötzlich Jubel auf. Die Bahn hat offensichtlich einen Ersatz für unseren ausgefallenen Zug organisiert. Er trifft in Kürze ein mit lediglich 75-minütiger Verspätung, nur die Wagenreihung ist geändert, aber das gehört ja fast schon dazu. Wir fallen uns vor Freude um den Hals. Die Stimmung wird aber wenig später schnell wieder getrübt. Von einer Sekunde auf die andere verschwindet der Zug von der Anzeige. Einfach so. Schwupp. Ohne Durchsage (Wahrscheinlich wurde die freundliche Ansagerin wieder von ihren ratschenden Kollegen abgelenkt!). Okay. Aber immerhin: Es fahren Züge. Der nächste in nur wenigen Minuten am Bahnsteig gegenüber. Das Problem: Es ist ein Mini-ICE mit nur wenigen Wagen. Und alle Teilnehmer der Lechfeld-Schlacht wollen da rein. Auch wir. Und wir schaffen es unter Einsatz unseres Lebens. Aber umsonst. Per Durchsage weist die Zugchefin daraufhin, dass der Zug überfüllt sei. „Ach?“, denken sich alle, die gerade den Koffer oder Ellbogen des Nebenmannes im Gesicht haben. Deshalb müssen nun alle aussteigen, die kein Ticket für diesen konkreten Zug haben. Das ist etwas komisch, denn kurz davor hieß es, man könne jeden Zug benutzen, der einen alternativ nach München bringt. Offenbar kam die Bestürmung des Mini-ICEs durch die mittlerweile genervten Passagiere für die Bahn völlig überraschend. Direkt am Gleis ließ sich übrigens bis zuletzt kein Mitarbeiter sehen, um das Chaos vielleicht etwas zu lindern. 

"Zug wird zur Ausfahrt gebracht!"


Also wieder raus aus dem Mini-ICE. Nächste potentielle Fahrmöglichkeit Richtung Süden in ein paar Minuten. Nächster Versuch also. Auch diese Alternative der Alternative hat bereits 45 Minuten Verspätung. Auf Gleis 2. In umgekehrter Wagenreihung. Klar. Gute Tradition. Aber halt, Durchsage! Jetzt doch Gleis 3, in erneut umgekehrter Wagenreihung! Und zwar nicht in einer Dreiviertelstunde, sondern... jetzt! JETZT! Die Schlacht vom Lechfeld schiebt sich in Richtung Rolltreppe. Zum Glück hat ein anderer Zug zwischenzeitlich für etwas mehr Platz am Gleis gesorgt und hat zahlreiche Teilnehmer des gestrigen Berlin-Marathons eingesammelt (Die Sportler bereuen es vermutlich zutiefst, ihre Kräfte nicht geschont zu haben, dann hätten sie nun den Heimweg joggend antreten können.)

Jetzt ist für uns also Tempo gefragt, denn unsere ursprünglichen Sitzplatz-Reservierungen sind natürlich hinfällig. Der Zug rollt ein. Wir stürmen erfolgreich nach drinnen.
Jetzt ist der Zug also schon da, auf der Anzeige prangern aber immer noch die 45 Minuten Verspätung. Abfahren oder warten? Der Zugchef trifft eine mutige Entscheidung und teilt sie über den Lautsprecher voller Inbrunst mit: „Der Zug wird nun zur Ausfahrt gebracht.“ Zu kompliziertes Bahn-Deutsch offenbar. (Aber die Bahn sagt ja auch „Relationen“ statt Verbindungen...) Einige Fahrgäste stehen jedenfalls noch in den Türen. Es folgt eine Klartext-Durchsage: „Wir wollen los, Türen frei machen!“, tönt es in schönstem Sächsisch. Wenige Minuten später geht es tatsächlich los. Ich kauere nervös auf meinem Platz, denn der ist anderweitig reserviert. Doch das Schicksal meint es gut mit mir. Der Platz bleibt frei. Ich lehne mich zurück und höre, was Gabor Steingart heute in seinem Podcast zu sagen hat.

Hinter Erfurt zieht jemand die Notbremse. Vermutlich ist ein Kumpel nicht rechtzeitig vom Rauchen in den Zug zurückgekommen. Vor München stehen wir nochmal. Kinder im Gleis, erfahren wir. Das war dann aber tatsächlich die letzte unplanmäßige Episode dieser Reise.

Mit knapp vierstündiger Verspätung kommen wir in Augsburg an. Von den nachfolgenden Zügen sind die meisten übrigens ausgefallen. Happy End. Mortimer hat Gnade walten lassen.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Michis Arbeitsteilung


Bei uns in der Familie herrscht rund ums Kind ein klares Jobsharing. Weil Michi es so will. Er lässt da auch nicht mit sich reden, seine Bereitschaft zu Kompromissen ist noch wenig ausgeprägt. Kommt Oma zur Tür herein, muss sie während ihrer gesamten Anwesenheit den Plüsch-Mops gemeinsam mit Michi durch die Wohnung Gassi führen. Pausenlos. Für ihren mitgebrachten Krapfen hat Oma keine Zeit, den verspeist Michi später selbst. Ähnlich ergeht es Detektiv Sherlock und dem Fuchs. Der eine ist eine Plastikfigur und der andere ist ein Plüsch-Fuchs mit einer absurd langen Nase. Beide können sprechen. Oder sollen sprechen. Michi interagiert gern mit ihnen, will sie füttern, bietet ihnen trinken an und reicht ihnen einen Ball. Das Ganze wiederum geht nur, wenn Mama zu Hause ist. Sie ist die Königin der sprechenden Puppen. Was bleibt für den Papa? Vermutlich berufsbedingt ist es das Vorlesen. Bücher werden stets zu Papa getragen. Besonders gut kommen derzeit Bücher an, wenn auf den Bildern ein Apfel („Da!), ein Auto („Brrrr!) oder ein Hund („Wawa!“) zu sehen ist.
Bei der Lektüre eines Buchs aus meiner eigenen Jugend bin ich erstmal schockiert: Auf den Daumenlutscher kommt ein offensichtlich geisterkranker Schneider zugestürmt und trennt ihm blutig mit einer übergroßen Schere den Finger ab, Suppenkaspper stirbt eines qualvollen Todes und Paulinchen, die mit einem Feuerzeug hantiert, endet als Haufen Asche. Manchmal bin ich aber auch überwältigt vor Rührung: Zum Beispiel, wenn Hase und Igel sich ewige Freundschaft schwören in „Wir gehören zusammen“. Auch das Gedächtnis wird durch das wiederholte Vorlesen von Michis Lieblingsbüchern wie dem Grüffelo gut trainiert. Letztens meinte ein Kollege zu mir: „So, jetzt hab ich Hunger!“ Reflexartig fuhr ich fort: „...mir knurrt schon der Magen. Grüffelogrütze könnte ich heut gut vertragen!“ Der verständnisvolle Blicke zeigte mir, dass auch der Kollege ein Kind zu Hause hat.

Elternzeit! Oder: „Endlich ausschlafen!“


In der Elternzeit besteht die gesetzliche Pflicht, mit dem Nachwuchs im Wohnmobil nach Skandinavien aufzubrechen. Diesen Eindruck gewinne ich in letzter Zeit bei Gesprächen mit unseren Freunden. Beinahe jeder mietet sich ein Wohnmobil, packt es voll und ab in den Norden. Fast schon mitleidig werde ich belächelt und fühle mich „ertappt“, wenn ich erkläre, nur ein paar Tage in eine Ferienwohnung im Allgäu zu fahren und ansonsten daheim in Augsburg zu sein.

Zwei Monate Elternzeit also, einen Monat komplett frei, einen Monat arbeiten in Teilzeit. Eine junge Kollegin verabschiedet mich mit den Worten: „Super, so lange Urlaub! Jetzt kannst endlich mal wieder richtig ausschlafen!“ Ja, wenn 5.30 Uhr ausschlafen ist, stimmt das. Und mit Urlaub hat das Ganze eigentlich auch recht wenig zu tun: Wickeln, wieder wickeln (Michi erledigt sein großes Geschäft vorzugsweise, wenn er fünf Minuten vorher eine neue Windel bekommen hat. Kennt ihr das oder ist nur er so?), hinterherrennen, wenn er in Richtung Klobürste robbt (Auf Krabbeln hat der feine Herr keine Lust. War bei seinem Vater aber auch der Fall, heißt es...) oder sich überall hochzieht, fürstliche Brei-Mahlzeiten zubereiten usw.

Aber ist das jetzt schlimm? Nein, keineswegs. Ein Vater sollte nur nicht mit der Erwartung in die Elternzeit gehen, jetzt mal wochenlang die Füße hochlegen zu können – So wie es „früher“ ohne Kind war. Denn Alltag mit Kind ist auch etwas Wunderschönes. Mitzubekommen, wie Michi sich zum ersten Mal hinsetzt (und danach zum ersten Mal hinfällt und auf sein Gesicht plumpst). Wie er zum ersten Mal auf seinem Hochstuhl am Tisch der Eltern sitzt und nach einem Stück Schinken und seiner Breze giert. Oder den ersten Leberwurst-Toast mit seinen vier Zähnen zerlegt. Wie er sich im Spiegel erkennt oder dem Papa zum ersten Mal bewusst zuwinkt. Diese Momente sind so kostbar, dass es völlig egal ist, wo man sie erlebt. Ob am Strand von Stavanger in Norwegen im Wohnmobil oder im Domviertel im heimischen Wohnzimmer.



Sport mit Baby – Michi als E-Gitarre


Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mal einen straffen Gurt mit einem 9-Kilo-Baby trage, dazu ein grünes Gummiband um die Füße habe und mir in einer Gruppe von 15 Frauen der Schweiß in Strömen runterläuft – Ich? Niemals! Dass es so etwas überhaupt gibt - Sport mit und für das Baby, die Mama oder eben den Papa.

Und so steh ich hier auf meiner Matte in der Hebammenpraxis Kinderreich. Neben mir Carsten, der zweite mutige Mann unter Neu-Müttern und Trainerin Anne.

Michi liegt zufrieden auf seinem Handtuch. Kein Wunder, er kennt das Prozedere. Den Anfang bekomme ich schon mal nicht mit. Jeder berichtet, wie es gerade geht. Das merke ich erst, als ich dran bin und stammle irgendwas von Michis erstem Zahn und unruhigem Schlaf. Michi wirkt wenig erfreut, dass ich solche intimen Details ausplaudere.

Das Begrüßungslied beginnt, das alle außer Carsten und mir kennen. Wir blicken uns irritiert an, können aber zum Glück einige nicht allzu komplexe Reime erschließen (Der Bär sagt brumm, die Biene macht... genau!)

Nach dem Aufwärmprogramm denke ich mir, dass das Ganze spielend zu meistern ist. Dann kommt allerdings Anne mit dem Gurt und schnallt mir Michi um. Los geht’s. Marschieren zum treibenden Bass, ein V laufen (Bitte?), Beine an den Po ziehen und so weiter. Nach fünf Minuten tropft der Schweiß von mir und Michis Haarpracht ist nass. Ich bin außer Atem. „Warum hältst du dein Kind wie eine E-Gitarre?“, fragt mich Anne. Sie hat recht, Michi hängt ziemlich schief in den Seilen. Er schläft. Naja, wer sonst bei Kopfsteinpflaster und laufendem Staubsauger ein Nickerchen macht, kann das wohl auch beim Sport. Ich wäre zwar froh, einen Vorwand für eine Pause zu haben, aber die Blöße will ich mir nicht geben und mache schwitzend bis zum Ende weiter. Bis wieder ein Song gesungen wird, in dem jedes Baby verabschiedet wird. Ich winke einfach stets fröhlich und bin erstaunt, wie sich die Mütter 15 Baby-Namen merken können. Dann gehen Finn, Paul, Philine, Penelope, Michi und Co. nach Hause. Am Tag darauf habe ich einen saumäßigen Muskelkater – und deutlichen Respekt davor, was die Mamas hier jede Woche tun.


Männer allein daheim


Oh Gott, meine Frau Julia geht aus! Zum ersten Mal nach der Geburt von Michael. Früher hätte ich gesagt: „Ja, viel Spaß“ und hätte entweder auf der Couch Fußball geschaut oder wäre mit den Jungs in die Kneipe ums Eck. Jetzt: „Ja, viel Spaß... Wart mal, wo liegt Michis Schlafanzug gleich nochmal? Und welche Windel für die Nacht?“ Aber da ist die Tür schon zu. Was für meine Frau mittlerweile tägliche Routine ist, bedeutet für den Papa noch Neuland.
Im Wohnzimmer schaut mich Michi mit seinen großen Kulleraugen erwartungsvoll an. Ich hole das Glühwürmchen, sein Lieblingsspielzeug, und lasse es über ihm fliegen. Michi ist angetan, hüpft und quiekt, legt wenig später aber ein Nickerchen ein. Erste Bewährungsprobe bestanden. Eigentlich ist das ja alles nicht komplett neu. Neu ist nur, dass Michi und ich allein sind. Ein Scheitern und ein verzweifelter Weinkrampf (meinerseits) sind damit keine Option. Dann das lautstarke Erwachen. Könnte Michi schon sprechen, würde er wohl sagen: „Mein Vater, man reiche mir bitte die mit 1er-Milch angereicherte, wohltemperierte Flasche. Vielen Dank!“ Kann er aber nicht, deshalb Geschrei. Also, schnell die Gute-Nacht-Flasche, bevor es zum Umziehen auf die Wickelkommode geht. Eine schweißtreibende Angelegenheit – nicht nur wegen der Wärmelampe direkt über uns. Michi ist gut drauf, lacht und ist eher nicht bereit, sich widerstandslos die Windel und den Pyjama überstreifen zu lassen. Irgendwann scheint dann alles zu sitzen und wir liegen beide im Bett. Noch kurz eine Geschichte vorlesen. Michi lauscht interessiert, gähnt aber recht schnell, was hoffentlich nichts mit meiner Präsentation zu tun hat. 20 Minuten vollzieht er noch allerlei Turnübungen und ich versuche, ihn mit Gesang (Ich! Singen!!) zu beruhigen. Dann fallen ihm die Augen zu.
Jetzt noch Fußball schauen, ein Bier aufmachen? Ach, jetzt wo ich auch schon so schön im Bett liege... Ich lösche das Licht.
Dass Julia irgendwann wiederkommt, bekomme ich nicht mit.
Am nächsten Morgen fragt sie: „Na, hattet ihr einen schönen Abend?“ „Klar, wir haben Bier getrunken, Fußball geschaut und sind dann eingepennt!“ Michi lacht.

Sonntag, 4. März 2018

Wer bleibt, wer geht? Die Panther nach der Saison

Nach dem großen Erfolg der Vorsaison ist für den AEV jetzt schon nach der Hauptrunde Schluss - Platz 12. Die Gründe: Knappe Spiele haben die Panther fast alle verloren. Und vor allem gegen die Gegner aus der unteren Tabellen-Hälfte setzte es zu viele Niederlagen.
Jetzt wird die Saison analysiert. Jeder Spieler muss zum Gespräch bei den Verantwortlichen antreten, danach geht es für Trainer Mike Stewart auf Scouting-Tour. Hier die Prognose, wie es mit den Spielern weitergeht.

Torhüter:
 
Olivier Roy: Hat verlängert, bleibt die Nummer 1. Spielte meist stark nach seiner Verpflichtung. Gerüchte um eine Rückkehr von Dennis Endras haben sich nicht bewahrheitet.

Jonathan Boutin: Nach guter Premieren-Saison mit Schwächen, zudem verletzungsanfällig. Bleibt entweder als Ersatz-Keeper oder geht. Wahrscheinlichkeit auf einen Verbleib: 30%

Ben Meisner: Hatte keine schlechten Statistiken, kam nach Roys Verpflichtung allerdings nicht mehr zum Einsatz, wurde zwischenzeitlich ausgeliehen. Auch ihm fehlte die Konstanz. Wie bei Boutin: Bleibt als Back-Up oder geht als Nummer 1 in die 2. Liga. Wahrscheinlichkeit: 40%

Abwehr:

Brady Lamb: Zählt zu den stärksten Abwehrspielern der Liga. Ihm gefällt es hier, seinen Vertrag hat er kürzlich verlängert - für viele Experten überraschend.

Derek Dinger: Hat die 500 DEL-Spiele voll gemacht. Ob es für den sympathischen Verteidiger beim AEV weitergeht, ist noch unklar. Hatte Verletzungspech und saß zwischenzeitlich sogar auf der Tribüne. Wahrscheinlichkeit: 50%

Simon Sezemsky: Das Talent hat bewiesen, in der DEL spielen zu können. Darf sogar im Powerplay ran, hat einen guten Schuss. Wahrscheinlichkeit: 80 %

Arvids Rekis: Der Routinier im Panther-Trikot. Setzt er seine Karriere fort, wird das beim AEV sein. Wahrscheinlichkeit: 75%

Scott Valentine: Hat bei Mike Stewart einen Stein im Brett. Spielt körperlich hart, offensiv mittlerweile gefährlicher als früher. Wahrscheinlichkeit: 70%

Marc Cundari: Technisch feiner Verteidiger, sehr guter Penaltyschütze. Sollte gehalten werden, aber seine Offensiv-Qualitäten haben sich auch bei anderen Vereinen rumgesprochen. Wahrscheinlichkeit: 65%

Gabe Guentzel: Spielte nicht seine beste Saison (Plus/Minus: -18!). Finden die Panther eine Alternative, muss er gehen. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 25%

Steffen Tölzer: Keine Frage, der Kapitän geht beim AEV in Rente.

Sturm:

Michael Davies: Der Amerikaner konnte in dieser Saison nicht überzeugen, hatte aber auch viel Verletzungspech. Muss wohl gehen. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 10%

Aleksander Polaczek: Ein Kämpfer vor dem Herrn und ein harter Arbeiter für die vierte Reihe. Ob er bleibt, hängt wohl von möglichen Alternativen ab, die sich auf dem Transfermarkt bieten. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 30%

Thomas Holzmann: Der Nationalspieler hat bereits verlängert.

Drew LeBlanc: Der Spielmacher ist bei vielen anderen Vereinen begehrt. Man hört, dass er bleiben will, wenn die Panther finanziell drauflegen. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 45%

David Stieler: Hat bereits verlängert.

T.J. Trevelyan: Absoluter Publikumsliebling, fand sich aber in dieser Saison öfter auf der Tribüne wieder, hat traditionell großes Verletzungspech. Wahrscheinlichkeit: 50 Prozent

Daniel Schmölz: Die Überraschung der Saison. Hat verlängert.

Evan Trupp: Konnte nicht mehr überzeugen (Plus/Minus -23!). Muss wohl gehen. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 1%

Christian Kretschmann: Keine Scoring-Maschine, sondern ein Arbeiter. Der Markt an deutschen Spielern ist schwierig, kann deshalb vielleicht bleiben. Wahrscheinlichkeit: 25%

Jordan Samuels-Thomas: Wurde für die letzten Spiele verpflichtet. Erzielte im letzten Spiel mit das schönste Tor der Saison, hatte aber Probleme mit dem Tempo. Stark am Bully. Wahrscheinlichkeit: 15%

Jaroslav Hafenrichter: Der Stürmer hat verlängert.

Trevor Parkes: Der Stürmer steht bei anderen Klubs auf der Wunschliste ganz oben, unter anderem München. Auch er kann sich vorstellen zu bleiben. Aber auch hier: Das Geld entscheidet. Wahrscheinlichkeit auf Verbleib: 55 Prozent.

Hans Detsch: Kämpft und gibt immer alles. Lässt auch mal die Fäuste sprechen. Aber reicht das dauerhaft für die DEL? Wahrscheinlichkkeit: 5%

Matt White: Begann stark, hatte dann eine Tor-Flaute. Erfüllte die Erwartungen. Wahrscheinlichkeit: 65 Prozent 

Montag, 10. Oktober 2016

„Dieser wissende Blick“


Wie ein Krankenhauschef das Schicksal eines ermordeten Augsburger Jungen aufdeckt - Die Geschichte zum Kinofilm "Nebel im August"


Ohne Michael von Cranach hätte die Geschichte von Ernst Lossa nie irgendjemand erfahren. Aber 1980 steigt der damalige Leiter des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren runter in den Keller, um im Archiv über die Vergangenheit des Hauses zu forschen – eine düstere, schaurige Vergangenheit, wie er schnell merkt: „Schon in den ersten Tagen wurde mir klar: Hier muss etwas Schlimmes passiert sein. Die Atmosphäre war düster und grau. Die Haltung der Ärzte war unvorstellbar distanziert, die Lebenssituation der Patienten grauenvoll: Viele waren fixiert in großen Sälen, überall geschlossene Stationen.“

Fast 300.000 Opfer

Menschen, die anders waren, aus Sicht der Nationalsozialisten minderwertig, wurden im Dritten Reich umgebracht. Insgesamt fast 300.000 Menschen, auch in Kaufbeuren wurde gemordet. Unter den Opfern war auch ein 14 Jahre alter Junge, Ernst Lossa. Geboren in Augsburg. Sein Schicksal lässt von Cranach nicht mehr los. „Als ich das Foto sah, war ich sehr beeindruckt. Ich klappte die Krankengeschichte auf und sah das Foto, auf dem uns der Bub so wissend und tiefgründig anschaut, so dass ich angefangen habe zu recherchieren.“

Fragen von damals sind aktueller denn je

Lossa, kurzgeschorene Haare, Lausbuben-Blick. Er stammt aus einer Familie von Jenischen, die von den Nazis als Zigeunerplage verfolgt wurden. Zwei Kinderheime wurden mit dem aufsässigen Ernst nicht fertig, er wurde nach Kaufbeuren abgeschoben. Das war sein Todesurteil. 
 
Filmproduzent Ulrich Limmer hat Ernst Lossa jetzt auf die Kinoleinwand gebracht, nachdem er jahrelang dafür gekämpft hatte. Denn: Die Fragen von damals sind heute wieder aktueller denn je, so Limmer: „Gibt es jemanden, der es sich erlauben kann zu sagen 'Der ist unwürdig zu leben oder der darf hier nicht leben'? Oder er ist andersfarbig oder denkt anders und wird deshalb an den Rand der Gesellschaft gedrängt und letztlich auch ermordet. Das hat erschreckenderweise an Aktualität in keiner Weise verloren.“ Es ist der erste Kinofilm zum Thema „Euthanasie“ überhaupt. Die Vorlage lieferte der Bestseller von Robert Domes, der den Stoff zu einem Roman verarbeitet hatte.
Sogar nach Kriegsende wurden in Kaufbeuren noch fast zwei Monate lang Menschen getötet. Nach 1945 gab es keine Zäsur. Wenige Täter wurden zu harmlosen Strafen verurteilt, der Großteil der Schwestern und Ärzte blieb und arbeitete jahrelang unbehelligt weiter in den Kliniken. 

"Nebel im August" läuft in Augsburg im Thalia.

http://nebelimaugust.de