Eigentlich hatte ich den 30. März schon als Arbeitstag im
Kalender stehen. Eine Stichwahl in Augsburg galt als durchaus
wahrscheinlich. Seit gestern Abend ist klar, dass ich diesen Tag auf der
Couch, im Café oder sonstwo verbringen kann. Und 200.000 Wählerinnen
und Wähler ebenso.
Der Wahlkampf selbst war für
Journalisten eher mühsam, denn die griffigen Themen gab es schlicht und
einfach nicht. Der Kö ist fertig und der Verkehr läuft passabel, das
Eisstadion ist jetzt (zum großen Teil zumindest) erneut umgebaut
und kommt gut an, auf der einspurigen Friedberger Straße blieb der
Verkehrskollaps aus und die Baustellen werden langsam weniger, auch wenn
neuerdings eine Art A8 über den Rathausplatz verläuft. Kein leichter
Job für die Opposition also. Acht Herausforderer waren dann im Endeffekt
sogar positiv für den OB, da sie sich gegenseitig die Stimmen für eine
mögliche Stichwahl genommen haben.
Jetzt also dann
die Bildung der neuen "Stadtregierung". Kurt Gribl will mit allen
sprechen - außer der Linkspartei und der AfD. Mit wem zuerst? Das komme
schlicht und einfach darauf an, wer wann Zeit habe, so der OB. Von
CSU-Verantwortlichen hört man oft das Wort "Stabilität", wenn es um ein
neues Bündnis geht. Das stabilste hätte man zweifellos mit der SPD. Eine
Augsburger GroKo also. Mit Gribl als OB und Kiefer als Bürgermeister.
Die Abneigung, die beide füreinander empfinden, wäre wohl überwindbar.
Es gibt aber auch andere Möglichkeiten: Wie wäre es mit Schwarz-Grün?
Was in München schon lange diskutiert wird, könnte auch in Augsburg zur
Sprache kommen. Allerdings nicht als Zweier-Bündnis, ein dritter Partner
müsste mit ins Boot. Wieder Pro Augsburg? Nicht zwingend. Die CSM wäre
ja auch noch da. Bei den Grünen entscheiden am Mittwoch die Mitglieder
über das weitere Vorgehen. Bleibt das Personal und die künftige
Aufteilung der Referate. Die CSU-Referenten Eva Weber, Hermann Köhler
und Gerd Merkle gelten als gesetzt, auch Rainer Schaal dürfte keine
allzu schlechten Aussichten haben. Sozialreferent Weinkamm dagegen ist
ein Wackelkandidat. Auch mit den Referenten will Gribl bald das Gespräch
suchen. Fehlgriffe wie 2008 die Herren Böhm und Bubmann sollen vermieden werden.
Diejenigen,
die wählen waren, haben immerhin fleißig von ihrem Recht Gebrauch
gemacht, Stimmen zu verteilen. Und haben die "Wahlvorschläge" der
Parteien dabei stellenweise ganz schön durcheinander gewirbelt. Dass
sich Leo Dietz bei der CSU wieder massiv nach vorne arbeiten würde, fällt auf,
kommt aber wenig überraschend. Erstaunlich ist dagegen der
sensationelle Aufstieg des Inklusions-Aktivisten Benedikt Lika um 26 (!)
Plätze auf Rang 9. Dass es auch in die andere Richtung gehen kann,
musste Florian Zach erfahren, der von 18 auf 32 runtergewählt wurde. Bei
der SPD macht die stets gut gelaunte Siglinde Wisniewski einen Sprung von 8 auf 4. Das Ergebnis von Pro Augsburg ist enttäuschend, das Ergebnis von Anna Tabak ist dennoch eine Überraschung.
Sie springt von 9 auf 5 und hat durchaus noch Chancen auf ein Stadtratsmandat. Ein Kollege meinte kürzlich, ihr Blick auf den
Plakaten wirke hypnotisierend. Vielleicht lag's daran. Dass
Wahlplakate eben doch etwas bringen, sieht man auch bei der CSM. Kinan
Salameh verpasst zwar den Sprung in den Stadtrat, arbeitet sich aber von
der 19 uf die 6 vor. Etwas traurig bin ich zugegebenermaßen, dass meine
Lieblings-Kandidaten, die ich für eine Reportage begleitet habe, den
Sprung verpasst haben (Ich hoffe, es lag nicht daran...): René Sack
(CSU) und Ingrid Schaletzky (SPD). (Das Endergebnis liegt übrigens noch
nicht vor, Stand 19 Uhr 17.03.14)
Bleibt letztlich noch
der Plakat-Dschungel in der Stadt: Mit gutem Beispiel geht der wohl
künftige Stadtrat Peter Schwab voran, der gestern Nacht noch sämtliche
Plakate von sich eingesammelt hat. Bravo!
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