Montag, 17. März 2014

Wahl-Bilanz: Hypnose-Blicke und schwarz-grünes Abtasten

Eigentlich hatte ich den 30. März schon als Arbeitstag im Kalender stehen. Eine Stichwahl in Augsburg galt als durchaus wahrscheinlich. Seit gestern Abend ist klar, dass ich diesen Tag auf der Couch, im Café oder sonstwo verbringen kann.  Und 200.000 Wählerinnen und Wähler ebenso.

Der Wahlkampf selbst war für Journalisten eher mühsam, denn die griffigen Themen gab es schlicht und einfach nicht. Der Kö ist fertig und der Verkehr läuft passabel, das Eisstadion ist jetzt (zum großen Teil zumindest) erneut umgebaut und kommt gut an, auf der einspurigen Friedberger Straße blieb der Verkehrskollaps aus und die Baustellen werden langsam weniger, auch wenn neuerdings eine Art A8 über den Rathausplatz verläuft. Kein leichter Job für die Opposition also. Acht Herausforderer waren dann im Endeffekt sogar positiv für den OB, da sie sich gegenseitig die Stimmen für eine mögliche Stichwahl genommen haben.

Jetzt also dann die Bildung der neuen "Stadtregierung". Kurt Gribl will mit allen sprechen - außer der Linkspartei und der AfD. Mit wem zuerst? Das komme schlicht und einfach darauf an, wer wann Zeit habe, so der OB. Von CSU-Verantwortlichen hört man oft das Wort "Stabilität", wenn es um ein neues Bündnis geht. Das stabilste hätte man zweifellos mit der SPD. Eine Augsburger GroKo also. Mit Gribl als OB und Kiefer als Bürgermeister. Die Abneigung, die beide füreinander empfinden, wäre wohl überwindbar. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten: Wie wäre es mit Schwarz-Grün? Was in München schon lange diskutiert wird, könnte auch in Augsburg zur Sprache kommen. Allerdings nicht als Zweier-Bündnis, ein dritter Partner müsste mit ins Boot. Wieder Pro Augsburg? Nicht zwingend. Die CSM wäre ja auch noch da. Bei den Grünen entscheiden am Mittwoch die Mitglieder über das weitere Vorgehen. Bleibt das Personal und die künftige Aufteilung der Referate. Die CSU-Referenten Eva Weber, Hermann Köhler und Gerd Merkle gelten als gesetzt, auch Rainer Schaal dürfte keine allzu schlechten Aussichten haben. Sozialreferent Weinkamm dagegen ist ein Wackelkandidat. Auch mit den Referenten will Gribl bald das Gespräch suchen. Fehlgriffe wie 2008 die Herren Böhm und Bubmann sollen vermieden werden.

Diejenigen, die wählen waren, haben immerhin fleißig von ihrem Recht Gebrauch gemacht, Stimmen zu verteilen. Und haben die "Wahlvorschläge" der Parteien dabei stellenweise ganz schön durcheinander gewirbelt. Dass sich Leo Dietz bei der CSU wieder massiv nach vorne arbeiten würde, fällt auf, kommt aber wenig überraschend. Erstaunlich ist dagegen der sensationelle Aufstieg des Inklusions-Aktivisten Benedikt Lika um 26 (!) Plätze auf Rang 9. Dass es auch in die andere Richtung gehen kann, musste Florian Zach erfahren, der von 18 auf 32 runtergewählt wurde. Bei der SPD macht die stets gut gelaunte Siglinde Wisniewski einen Sprung von 8 auf 4. Das Ergebnis von Pro Augsburg ist enttäuschend, das Ergebnis von Anna Tabak ist dennoch eine Überraschung. Sie springt von 9 auf 5 und hat durchaus noch Chancen auf ein Stadtratsmandat. Ein Kollege meinte kürzlich, ihr Blick auf den Plakaten wirke hypnotisierend. Vielleicht lag's daran. Dass Wahlplakate eben doch etwas bringen, sieht man auch bei der CSM. Kinan Salameh verpasst zwar den Sprung in den Stadtrat, arbeitet sich aber von der 19 uf die 6 vor. Etwas traurig bin ich zugegebenermaßen, dass meine Lieblings-Kandidaten, die ich für eine Reportage begleitet habe, den Sprung verpasst haben (Ich hoffe, es lag nicht daran...): René Sack (CSU) und Ingrid Schaletzky (SPD). (Das Endergebnis liegt übrigens noch nicht vor, Stand 19 Uhr 17.03.14)

Bleibt letztlich noch der Plakat-Dschungel in der Stadt: Mit gutem Beispiel geht der wohl künftige Stadtrat Peter Schwab voran, der gestern Nacht noch sämtliche Plakate von sich eingesammelt hat. Bravo!





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