Freitag, 25. Dezember 2015

"Rigorose Bereitschaft zum Krieg"

Diskussion über Neuauflage von "Mein Kampf"

Am 8. Januar erscheint Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ in einer wissenschaftlich kommentierten Ausgabe – das sorgt für Diskussionen.

2013 legte die Bayerische Staatsregierung eine Kehrtwende hin und zog ihre Unterstützung der Edition zurück. Seitdem tobt ein Streit zwischen Gegner und Befürwortern. Bildungsministerin Wanka und Lehrerverbände fordern, das Werk im Unterricht zu besprechen. Kritiker wie die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden Charlotte Knobloch sind prinzipiell gegen eine Veröffentlichung.

Hitler schrieb das Buch zum Teil während seiner Haftzeit in Landsberg.

Verantwortlich für die wissenschaftlich kommentierte Fassung ist das Institut für Zeitgeschichte in München. Ich konnte für HITRADIO RT1 ein Interview mit Dr. Thomas Vordermayer führen. Der Augsburger hat federführend an dem Projekt mitgearbeitet.

Was konkret hat Sie daran gereizt und fasziniert?

Mein Kampf“ ist mit Abstand Hitlers wichtigste programmatische Schrift. Dazu kommt, dass Hitler in diesem Werk so viel von sich und seiner Persönlichkeit preisgibt wie nirgendwo sonst – trotz des permanenten Versuchs der Selbstverschleierung. „Mein Kampf“ ist außerdem der einzige Text von Hitler, der noch nicht editiert und kommentiert ist. Von daher war es sehr reizvoll, an dem Projekt mitwirken zu dürfen.

Am 8. Januar kommt das Werk auf den Markt. Wer soll es lesen?

Unser Ziel war, das Ganze nicht nur für Fachwissenschaftler zu konzipieren. Das Interesse in der Fachwelt ist natürlich enorm. Gleichwohl war uns klar, dass es sich hier um einen Text handelt, der nicht nur für Wissenschaftler von Interesse ist, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Von daher haben wir versucht, so zu arbeiten, dass es möglichst allgemeinverständlich ist. 2012 war ja auch noch die Rede von einer Schulbuchausgabe. Das ist passé, aber wir haben durchaus auch Lehrer als Interessenten vor Augen gehabt. Sofern sie sich im Unterricht mit der NS-Ideologie auseinandersetzen, ist unsere Edition sicher eine gewisse Handreichung.

Das Ganze polarisiert. Die einen finden es gut und wichtig, die anderen sehen es kritisch, dass das Buch wieder auf den Markt kommt...

Bei einem so kontroversen Thema kann man nicht mit einem allgemeinen Konsens rechnen. Meines Erachtens nach ist der Text ja nicht aus der Welt gewesen. Der Nachdruck war seit 1945 verboten, aber er steht im Internet und ist auch in den Antiquariaten zu haben. Wer sich dafür interessiert, hat das Buch auch in den vergangenen Jahrzehnten haben können. Mit dem Ablauf der Urheberrechte haben wir jetzt eine neue Situation und es besteht die Möglichkeit, dass es Nachdrucke in großem Stil geben wird - auch auf die Gefahr hin, dass sich der ein oder andere Verlag dann eine Anklage wegen möglicher Volksverhetzung einhandelt. Es war aus meiner Sicht Aufgabe und Ziel, ein wissenschaftliches Angebot zu unterbreiten, damit der Leser die notwendigen Hintergrundinformationen bekommt. Diese benötigt man zum Verständnis des Textes. Man muss sich klarmachen: Bei aller logischen Schwäche und Widersprüchlichkeit sind in dem Werk viele Anspielungen, Namen, Ereignisse und Zusammenhänge, die in den 20er Jahren bekannt waren, heutzutage aber nur Experten etwas sagen. Von daher entlarvt sich der Text nicht fortwährend selbst. Wir liefern die Hintergründe dazu.

Als Sie „Mein Kampf“ gelesen haben: Was ging Ihnen durch den Kopf? Denkt man da: „Was für ein Unsinn!“?

Für die wissenschaftliche Arbeit sind Gefühle natürlich eher hinderlich. Das muss man ausblenden. Der Text hinterlässt je nach Kapitel sehr unterschiedliche Eindrücke. Der Text ist 750 Seiten lang und keine Aneinanderreihung beispielloser Stilblüten. Hitler schreibt über viel mehr Gegenstände als man erwarten könnte. Es geht natürlich um seinen Antisemitismus und die rigorose Bereitschaft zum Krieg oder die gebetsmühlenartig wiederholte Beleidigung der Weimarer Staatsführung. Das ist alles zentral für den Text. Gleichzeitig geht es aber auch um Themen, die man so gar nicht erwartet hätte wie zum Beispiel ein Kapitel über die Geschichte des Föderalismus. Insgesamt gibt diese Quelle viel mehr über Hitlers Weltbild preis als ich anfangs dachte.

Ist es tatsächlich eine Art Fahrplan für das, was später erschreckende Realität wurde?

Teils ja, teils nein. „Mein Kampf“ ist keine Blaupause für das Dritte Reich, das wäre eine Überinterpretation. Gleichzeitig wäre es auch ein Fehler, so zu tun als wäre es alles nur Gefasel, das später bei der Machtergreifung keine Rolle mehr gespielt hat. Ein Aspekt, der sich durch den Text zieht, ist die Bereitschaft zum Krieg. Es gibt auch Passagen, die ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet hätte. So fordert Hitler eindeutig Zwangssterilisationen, was ja wirklich traurige Realität geworden ist. Das sind Maßnahmen, die Hitler vollkommen ungeschminkt von einem künftigen „völkischen Staat“ fordert. Hier sind ganz klar Parallelen zu sehen.

Was hat Hitler angetrieben? Was war seine Motivation?

Gerade als Hitler in Landsberg in Haft saß, war für ihn der Prozess der Selbstfindung sehr wichtig. Er hat zu dieser Zeit sehr viel gelesen. Er hat die Festungshaft genutzt, um das, was er gelesen, gehört und gedacht hat, in ein für ihn logisches Gesamtbild zu bringen. Gleichzeitig hatte er den Anspruch, innerhalb der heterogenen völkischen Bewegung als der ideologische Führer aufzutreten und die Deutungshoheit zu haben. Er wollte sich gegenüber anderen Autoren durchsetzen. Dazu kam noch, dass Hitler durch diverse juristische Auseinandersetzungen in Geldnot steckte und deshalb auch ökonomische Motive hatte.

Brauchen Sie jetzt nach dieser jahrelangen Arbeit erst einmal eine Pause von Hitler?

Wenn ich ein nächstes Forschungsprojekt anstoßen würde, hätte es sicher nichts mit Hitler und dem Nationalsozialismus zu tun. Es bleibt ein Thema, das mich in der Forschung begleiten wird, allerdings muss man sich auch andere Standbeine schaffen und sich mehr als eine Expertise erwerben. Nach drei Jahren tagtäglicher Beschäftigung mit „Mein Kampf“ hat man ein Stück weit auch genug. Gleichzeitig freue ich mich, dass das Buch jetzt dann erscheinen wird und bin gespannt auf die Reaktionen der Öffentlichkeit.

Dr. Thomas Vordermayer studierte an der Universität Augsburg im Hauptfach Neuere und Neueste Geschichte und machte 2008 seinen Abschluss. 2009 entschied er sich dazu, seine Doktorarbeit der Geschichte der völkischen Bewegung – gewissermaßen der ideengeschichtliche Vorläufer des Nationalsozialismus - zu widmen. Im Jahr 2012 schloss er seine Promotion ab und begann danach seine Tätigkeit am Institut für Zeitgeschichte.

Montag, 14. September 2015

Tradition, Leidenschaft und Absurditäten: Augschburg und sein AEV

Dieser Beitrag ist Teil der Augsburger Blogparade. Tolles Projekt, schön dabei zu sein!
Infos: https://ichbinaugsburg.wordpress.com/
 
Im Jahr 1878 ist so einiges passiert. Der deutsche Kaiser wird bei einem Attentat verwundet. Die Stadt New Haven verfügt über das weltweit erste Telefonbuch - mit 50 Einträgen. Robert Chesebrough entkommt dem Bankrott, indem er seine Erfindung Vaseline als Marke registrieren lässt. Und: In Augsburg wird der älteste Eislauf treibende Vereins Deutschlands gegründet: Der AEV.
137 Jahre später hat gerade die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga begonnen. Die Panther, wie die Profi-Mannschaft seit 1994 offiziell heißt, haben den Start leider vergeigt. Niederlagen gegen Krefeld zu Hause und in Ingolstadt beim Erzfeind. Muss nichts heißen, immerhin liegen noch 50 Spiele vor dem Team. 15 neue Spieler, neuer Trainer, neuer Co-Trainer, neuer Torwarttrainer, dazu ein Fitnesscoach und ein Ernährungsberater: Eigentlich sollte unter dem Motto "Reset" heuer alles besser werden. Kann ja noch werden, braucht halt Zeit.

Fußbodenheizung zum Trocknen und weinende harte Jungs

Die Fans sind ohnehin leiderprobt, sie kennen das Prozedere nur zu gut: Jedes Jahr müssen sie sich an neue Namen gewöhnen. Die schlechten Spieler schickt der Klub in die Wüste, die guten werden meist von der finanzkräftigeren Konkurrenz weggekauft. Trotzdem kommen im Schnit 4800 Zuschauer zu den Heimspielen, feiern ihre Mannschaft und feuern sie leidenschaftlich an. Größter Erfolg: Die Vizemeisterschaft im Jahr 2010.
Als Berichterstatter hat man schon viel erlebt in den letzten Jahren (Oh Gott, es sind echt schon 18 Jahre...). Vor allem die ausländischen Spieler sind immer für Geschichten gut. Viele sind Vollprofis, einige wollen eher als Touri Europa erkunden und nebenher noch ein bisschen Eishockey spielen. Wenn sie zum Beispiel den Trockner in der Wohnung nicht kapieren, deshalb lieber die Fußbodenheizung voll aufdrehen und die Klamotten zum Trocknen auf den Boden legen. Oder bei der Auto-Übergabe klarstellen, dass sie natürlich mit Gangschaltung fahren können. Man sei ja nicht doof. Und dann unter ächzendem Kupplungs-Dröhnen nicht vom Fleck kommen. Oder der gestandene Stürmer aus Kanada, der nach seiner Ankunft sich mit dem Auto im Augsburger Straßendschungel so verfahren hat, dass er sofort (!) weinend um Vertragsauflösung bat und einen Tag später wieder weg war.

"Wo ist der Puck? Und warum ist da eine 80er-Disco?"

Auch die Optik des Curt-Frenzel-Stadions hat in den letzten Jahren gefühlt so oft gewechselt wie die Spieler. Seit 1936 in Betrieb, 1971 überdacht. 2010 - naja, wie soll man es nennen? - umgebaut. Und zwar so, dass die Fans stellenweise ein Drittel des Eises nicht mehr sehen konnten und Augsburg zur bundesweiten Lachnummer wurde. Der Umbau vom Umbau ist jetzt zumindest größtenteils fertig. Die Außenfassade - einst als leuchtende Eisscholle angekündigt - strahlt zwar wie eine Billig-Disco aus den 80ern, aber drinnen ist es durchaus schön. Und: Vor allem nicht mehr so kalt. Als letztes offenes Stadion der Liga hatte es im Winter gerne mal -20 Grad während der Spiele. Eingefrorene Münder der Reporter oder vereiste Übertragungs-Kabel inklusive. Es gibt auch Fans, die sagen, Saukälte gehöre zum Eishockey dazu. Die breite Masse an Leuten bekommt man aber dann halt nicht ins Stadion...
Das Stadion ist zentrumsnah und hat Flair. Meine ersten Spiele habe ich als Schüler 1994 gesehen - das Aufstiegsjahr - und seitdem habe ich nicht allzu viele Heimspiele verpasst. Jahrelang bin ich nach den Auswärtsspielen im Mannschaftsbus mit zurück nach Augsburg gefahren. Und was während der Fahrten in dem Bus abgeht, ist der helle Wahnsinn - nämlich nichts. Gar nichts. Die Jungs schlafen, hören Musik oder spielen Karten.
Eishockey und besonders die Panther sind faszinierend. Diese dynamische Sportart verbunden mit der Eishockey-Tradition in unserer Stadt und einem familiären Klub: Augsburg und der AEV gehören einfach zusammen. Wie Pech und Schwefel. Oder Siegfried und Roy. Oder Homer und Marge.
Und in dieser Saison wird's der neue Coach mit seinem witzigen Sprach-Mix aus Englisch und Österreichisch auch noch richten!


Tolle Choreographie der Panther-Fans vor dem ersten Heimspiel: Die verstorbene AEV-Legende Paul Ambros.



Donnerstag, 4. Juni 2015

Sommer in der Maxstraße - Die hippe Politesse, der Fuß am Fenster und irritierte Radler

Laut einer neuen Untersuchung ist die Augsburger Maxstraße die beliebteste und meistfrequentierte Straße der Stadt. Deshalb (Okay, nicht nur deshalb...) eine Recherche vor Ort. Eine knappe Stunde bei einer leckeren Pizza im Bob's bringt folgende Erkenntnisse:

- Es gibt sie tatsächlich immer noch, die Cruiser, die mit ihrem tiefer gelegten Auto über das Kopfsteinpflaster brettern. Highlight: Der Kerl, der aus Coolness-Gründen nicht anders kann als seinen blanken Fuß zum Fenster rauszuhängen. Als Fahrer...

- Eine Frau sorgt durch ihre pure Anwesenheit für hektische Betriebsamkeit bei vielen umliegenden Passanten, viele kommen ihretwegen extra herbeigeeilt und stürmen auf sie zu. Dabei ist die Dame jenseits der 50 und nicht mal sonderlich attraktiv. Aber: Sie ist Politesse und gewillt, jetzt Strafzettel zu verteilen. Die Argumente prasseln nur so auf sie ein. Man fahre natürlich jetzt sofort weg und sei nur kurz dort gestanden, man habe sich lediglich nach dem Weg erkundigt, man wolle nur sagen, was die blaue Dame für schöne Augen habe.... Als eine Rocker-Gang der Politesse entgegen stürmt, ist man schon fast gewillt, einzuschreiten und die Dame gegen die Rabauken zu verteidigen. Doch die Gang gibt sich kleinlaut, entschuldigt sich und weist darauf hin, man habe einen Parkschein gezogen und ihn im Auspuff des Motorrads deponiert. Die belustigte Politesse verifiziert das Ganze. Die Sorge über die Anwesenheit der Rocker legt man spätestens dann ab, als sich der Anführer auf sein Motorrad setzt und einen Elmo-Plüsch-Helm aufzieht... Die Politesse nimmt alles gelassen hin, gibt sich entspannt und lächelt Pöbeleien weg. Bei den meisten verzichtet sie darauf, den Strafzettel auszustellen. 

- Der Aufruhr legt sich langsam wieder. Aber es folgt bereits das nächste Highlight: Auch der städtische Ordnungsdienst ist unterwegs auf der Maxstraße und hat die Radler im Visier. Fahren auf dem Gehsteig verboten! Ein junger Mann wird angehalten und muss zahlen. Er schaut irritiert. Während er ermahnt wird, fahren fünf weitere Radler auf dem Gehweg freundlich grüßend an ihm und den Ordnungsdienst-Mitarbeitern vorbei...

- Erblickte Promis: Ex-Panther-Torwart Markus Keller (Zieht Ende des Monats von Augsburg nach Kassel), OB Gribl und sein neuer Referent Rich Goerlich sowie der fertige Kerl mit seinem Fahrrad und den tausend Flaggen dran. Der König ließ sich entschuldigen. 

Sonntag, 3. Mai 2015

Sonntag in the City - und der Augsburger kommt

Drei Jahre lang hat der Augsburger mehr oder weniger klaglos die Baustellen in der Innenstadt hingenommen. Ähnlich klaglos nahm er an diesem Sonntag das regnerische Wetter hin - und kam trotzdem am "Sonntag in the City". Zehntausende waren letztlich da.

Die Stadt hatte sich Einiges einfallen lassen, um den Augsburgern und besonders dem Umland zu sagen "Hey, bei uns ist es wieder ganz schön, schaut vorbei": Live-Musik, Klettergarten, Kunstrasen, Schirm-Parade usw...





Dennoch stand ausgerechnet das Konzert der Augsburger Philharmoniker zur Eröffnung des Tages auf der Kippe, obwohl das indoor im ehemaligen Woolworth-Gebäude (Augsburgerisch: Wollwort) stattfand. Weil: Es war saukalt dort. Aber Musiker und Instrumente brauchen nun mal 17 Grad. Nicht mehr und nicht weniger. Also wurde kurzerhand letzte Woche eine Heizung eingebaut. Bei den Proben das nächste Problem: Der Diesel-Gestank jener Heizung gefiel nicht. Und so hatte Organisator Stefan Sieber die Ehre, am Feiertag des 1. Mai eine neue aufzutreiben - und hatte damit Erfolg. So konnte Dirigent Lancelot Fuhry (Was für ein Name!!) vor knapp 1000 Besuchern zur Tat schreiten.

Alles unter den Augen des Stadtoberhaupts: Der König von Augsburg war da. Als ihn sein Stellvertreter Kurt Gribl in seiner Rede begrüßte, signalisierte er - so meine ich - durch ein freundliches Nicken, dass er den Innenstadtumbau gut heiße. Mehr braucht es als Monarch oftmals nicht.

In der ganzen Stadt war danach viel los, die Fußgängerzone wurde voller und voller. Einzig der Königsplatz fiel da etwas ab. Die nasse Skater-Rampe war nicht benutzbar und allzu viele Tanzwütige für die Open-Air-Disco gab es trotz des DJ-Sounds nicht.

Von 13 bis 18 Uhr hatten dazu die Geschäfte auf. In einem Laden fordert mich die Verkäuferin auf, nicht nur zu schauen, sondern gefälligst zu konsumieren und etwas für den Handel zu tun. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und erwerbe schleunigst zwei Hemden. Dabei schnappe ich einen Dialog neben mir auf. Eine Frau um die 60 spricht mit der Verkäuferin. "Naa, in dem Stoff schwitzt er immer so. Vielleicht g'fallt ihm des andere Hemmad besser. Probier mer des amol!" Erst später merke ich: Sie spricht über ihren Ehemann, der während des gesamten Gesprächs schweigend neben ihr steht...

Bleiben noch die Liegestühle: 400 davon standen in der ganzen Innenstadt verteilt. Schnell sah man aber Besucher, die sich mit einem Stuhl unterm Arm auf den Weg machten. Meine zunächst gefassten Pläne, die Polizei zu rufen und Zivilcourage zeigend den Dieb lautstark anzuprangern, setze ich nicht um. Zum Glück. Die Stadt hatte die Liegestühle zuvor an die Besucher verschenkt. 




Sonntag, 5. April 2015

Plärrer-Anstich: Vegane Kost, Einlauf-Musik für Politiker und der Arm des Osterhasen


Eigentlich ist so ein Plärrer-Anstich Routine. Für die Festwirte, für die Politiker und für die Presse. Und natürlich für die, die auf das erste Freibier spekulieren (Schnittmengen zu den anderen genannten Gruppen sind durchaus vorhanden...).

Aber es gibt trotzdem immer wieder Erstaunliches zu berichten.

- Wie diesmal im Binswanger-Zelt. Neu auf der Speisekarte: Vegane Gerichte. Und das auf dem Plärrer, der Heimat des Schweinebraten und der Bratwurst! Fortan also auch mit Tofu-Wurst? Zur Eröffnung war es ein bunter Gemüseteller mit Folienkartoffel und Kichererbsen-Dip. "Das wird immer mehr und da wollen wir natürlich nicht hintendran sein", sagt Wirtin Angelika Kempter.

- Offenbar der neueste Trend: Politiker haben jetzt ihre eigene Einlauf-Musik. Da fühle ich mich doch gleich in meine Zeiten als Wrestling-Fan Anfang der 90er zurückversetzt. Folgende Szene trug sich heute zu: Kurz vor dem Anstich marschiert Augsburgs inoffizieller "Mr. Stadtregierung" und Ordnungsreferent Dirk Wurm auf dem Volksfestgelände ein. Der Standbetreiber dreht schlagartig und wie auf Kommando die Festbeleuchtung an seinem Geschäft auf und der Song "I feel good" von James Brown dröhnt lautstark aus seinen Boxen. Wurm bedankt sich herzlich. Ob er dieses Prozedere nun auch in den Stadtratssitzungen fordert, ist nicht bekannt.

- Zwei Schläge hat Oberbürgermeister Kurt Gribl zum Anzapfen benötigt. Reine Routine für ihn, auch wenn schon immer noch etwas Nervenflattern dabei ist. Denn: "So ein Bierfass und ein Zapfhahn sind einfach was Hinterfotziges!" Trotzdem gut gelöst. Bleibt aber die Frage: Hat er den Anstich überhaupt selbst ausgeführt? Oder war es tatsächlich der Arm des Osterhasen, der den Hammer schwang (Siehe Foto)?

- Plärrer-Stadtrat Günter Göttling ist derweil massiv im Stress. Mittwoch Fass-Anstich in der Kälberhalle, Donnerstag Treffen mit den Schaustellern, Sonntag Plärrer-Eröffnung. Mit dem Mann möchte man nicht tauschen, der kommt ja kaum zum Durchatmen!

- Am frühen Nachmittag leeren sich langsam aber sicher die Reihen der Politiker-Bänke im Zelt. Das vegane Gericht fand bei den Stadträten übrigens nur wenig Anklang. Gerüchten zufolge verharrten einige noch lange auf ihren Plätzen, weil sie hofften, doch noch von der charmanten atv-Kollegin Eva zum Interview gebeten zu werden. Und wer diesmal nicht zum Zug kam: Der Plärrer geht ja noch zwei Wochen.



Freitag, 6. März 2015

Internationales Eishockey in Augsburg: "Rundum-Paket, das man nicht ablehnen kann!"



Der Deutschland Cup kommt für drei Jahre nach Augsburg. Der Deutsche Eishockey Bund und die Panther haben jetzt Details bekannt gegeben.
Der Spielplan:
06.11.15 16.30 Uhr USA – Slowakei
06.11.15 20.00 Uhr Deutschland – Schweiz
07.11.15 16.15 Uhr Deutschland – Slowakei
07.11.15 19.45 Uhr Schweiz – USA
08.11.15 13.15 Uhr Slowakei – Schweiz
08.11.15 16.45 Uhr USA - Deutschland

Der DEB erhält das Stadion von der Stadt mietfrei. Bis November sollen auch die Außenanlagen rund um das Curt-Frenzel-Stadion fertig und alle Bauzäune beseitigt sein, sagt Sportreferent Dirk Wurm und kündigt Gespräche hierzu in den nächsten Wochen an. Panther-Boss Lothar Sigl spricht von einer Ehre, das Turnier ausrichten zu dürfen.
Hier ein Interview, das ich mit DEB-Präsident Franz Reindl führen konnte:

Herr Reindl, der Deutschland Cup kommt nach Augsburg. Was waren die Gründe für die Entscheidung?

Zunächst war die Historie in Augsburg mit dem AEV und vor allem dem neuen Curt-Frenzel-Stadion entscheidend. Die Stadt und die Offiziellen hier haben sich sehr bemüht. Die Infrastruktur passt, das Umfeld passt, zusammen mit den tollen Fans und dem Umfeld ist das ein Rundum-Paket, das man nicht ablehnen kann.

War es nicht auch eine Entscheidung der wirtschaftlichen Vernunft, aus München wegzugehen?

Es ist ein ganz anderes Geschäftsmodell als in München. Es ist eine Partnerschaft, ein Joint Venture. Beide Seiten profitieren davon. Deshalb werden wir uns alle ins Zeug legen, ein tolles Event daraus zu machen und viele Zuschauer anzulocken. Alle sind hochmotiviert, da es ein Gemeinschaftsunternehmen ist.

Wie sehen Sie den sportlichen Wert?

Der ist sehr hoch, weil wir nur ein Turnier außerhalb der WM in Deutschland haben – den Deutschland Cup. Das Turnier ist im internationalen Kalender fest etabliert. Wir haben uns für dieses Jahr wieder mit den USA einigen können, die immer eine sehr gute Mannschaft gestellt haben. Es wird ein attraktives Turnier, es wird harter Sport. Drei Spielen in drei Tagen muss man auch als Profi erstmal wegstecken. Die Teams reisen deshalb mit einem entsprechend großen Kader an. Wir sind zuversichtlich, Top-Sport bieten zu können. Denn nur dann bekommt man auch Zuschauer. Alles andere hat keinen Sinn.

Als Sie selbst noch gespielt haben, sah das Curt-Frenzel-Stadion etwas anders aus…

Das ist richtig. Aber wenn ich mir jetzt die Kabinen ansehe, die VIP-Räume, die Nähe der Zuschauer zur Eisfläche, dann sind das allerbeste Voraussetzungen. Es ist ein traditioneller Eishockeystandort und das macht dann auch den Spielern aus allen Nationen Spaß, hier zu spielen. 

Das Stadion hat stellenweise noch etwas Baustellencharakter. Muss sich das noch ändern bis November?

Ich denke, das wird sich ändern. Die Verantwortlichen sind sehr zuversichtlich, dass wir uns hier gut präsentieren werden, auch was die Umgebung des Stadions angeht. So können wir ein Top-Turnier auf die Beine stellen, das ja auch live im Fernsehen gezeigt wird und das ist natürlich schon ein Highlight.

Sie sind noch nicht allzu lange als Präsident im Amt. Ist es schwieriger als Sie es sich vorgestellt haben?

Es ist schon härter. Das muss ich ehrlich sagen. Wir stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Jetzt versuchen wir, die Strukturen zu ändern, um das Werkzeug zu bekommen, besser zu werden. Das ist eine langfristige Geschichte, aber wir dürfen auch die kurzfristigen Ergebnisse nicht vergessen. Wir brauchen bei der WM und dem Deutschland Cup 2015 gute Ergebnisse. Ansonsten werden wir für die WM 2017 im eigenen Land keine Euphorie schüren können.