Samstag, 28. Dezember 2013

Warum Facebook eine Einbahnstraße ist und am Plakat-Dschungel kein Weg vorbeiführt

Menschen, die derzeit trotz gering ausgeprägter handwerklicher Fähigkeit einen Pinsel in die Hand nehmen und sich einen Blaumann überstülpen, deuten auf zweierlei hin:
1. Stefan Mack zieht um und versucht sich erfolglos im Streichen.
2. Lokalpolitiker bereiten sich Plakate klebend auf den Wahlkampf vor.

In diesem Fall soll es um Zweiteres gehen. In ein paar Wochen wird ganz Augsburg Stadt und Land wieder vollgekleistert sein mit politischen Köpfen, mal freundlich lächelnd, mal die Hand vertrauenswürdig entgegen streckend oder ans Kinn führend oder in sonstigen Posen, von denen es heißt, sie kämen bei den Menschen gut an.
Oder man macht es wie vereinzelte Kleinparteien und lässt einfach die Plakate von den vergangenen Wahlen im September hängen.
Braucht's diesen Plakatierungs-Wahnsinn denn im Zeitalter von Internet inkl. sozialer Netzwerke überhaupt noch? Ja, braucht es. Darüber muss man sich nicht zwingend freuen, aber ohne geht es nicht. Es ist und bleibt der einzige Weg, relativ schnell zu relativer Bekanntheit zu kommen. An Plakaten werden wir so schnell nicht vorbeikommen. 2014 drohen allerdings massive Ausmaße. Es wird wohl eine zweistellige Anzahl an Bewerbern für das Amt des Oberbürgermeisters geben. Die meisten chancenlos, aber Kommunalwahlen sind nun mal Persönlichkeitswahlen, da braucht es Gesichter, die für die einzelnen Parteien stehen.
Im Internet müssen sie sich natürlich auch präsentieren, mit eigenen Seiten ebenso wie auf Facebook, Twitter und Co. Im Gegensatz zu vielen Ministern auf Landes- und Bundesebene betreuen die meisten Kandidaten hier ihre Accounts selbst. Die Reaktionen sind oft Spott, aber auch Zuspruch. Dürfen Bürgermeister Fotos oder Videos posten, die sie beim Aufstellen des Weihnachtsbaums zeigen? Ja, dürfen sie. Facebook ist nun mal kein rein politisches Portal, Privates und Berufliches wird hier immer verschwimmen. Nebenbei gesagt: Man sehe sich mal die Like-Zahlen an, wenn eine Politikerin ihren neuen Baby-Hund postet und vergleiche sie mit den Likes des nächsten politischen Statements. Was das über uns Wähler aussagt, beurteile jeder selbst...
Soziale Netzwerke werden oft gepriesen als Forum der Interaktion zwischen Wähler und Politiker. Das ist ein Trugschluss. Twitter und Facebook sind für politische Diskussionen vollkommen falsche Ebenen. Ein Politiker kann dabei nur verlieren und der neutrale Interessierte hat ebenfalls wenig davon. Beispiel: Der Politiker postet etwas auf seiner Facebook-Seite. Ein User übt daran Kritik - ob berechtigt oder unberechtigt sei dahingestellt - und kontert mit einer provokanten Gegenfrage. Antwortet der Politiker, entwickelt sich eine Diskussion, die endlos gehen kann. Irgendwann nach dem 30. Posting, das sich schon lange nicht mehr um das ursprüngliche Thema dreht und gerne auch ins Persönliche geht, hat der Politiker keine Zeit mehr oder vielleicht auch keine Lust. Fazit: Er hat mehrere Stunden für die Online-Diskussion aufgewendet und am Ende steht er doch da als der "feine Herr, der sich jetzt um eine Antwort drückt und die da oben machen ja eh, was sie wollen" und so weiter. Der Politiker steht immer als Verlierer da. Für harte Auseinandersetzungen und Diskussionen um politische Inhalte ist das "reale" Leben fraglos besser geeignet. Auch wenn es für uns Wähler einfacher ist, kurz eine provokante Frage ins iPhone zu hacken anstatt sich zu einer Podiumsdebatte aus der Tür zu bequemen. Die sozialen Netzwerke werden im politischen Bereich eine Einbahnstraße bleiben. Dann also doch mehr von den Hundebaby-Fotos. ;-)

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