In der
Elternzeit besteht die gesetzliche Pflicht, mit dem Nachwuchs im
Wohnmobil nach Skandinavien aufzubrechen. Diesen Eindruck gewinne ich
in letzter Zeit bei Gesprächen mit unseren Freunden. Beinahe jeder
mietet sich ein Wohnmobil, packt es voll und ab in den Norden. Fast
schon mitleidig werde ich belächelt und fühle mich „ertappt“,
wenn ich erkläre, nur ein paar Tage in eine Ferienwohnung im Allgäu
zu fahren und ansonsten daheim in Augsburg zu sein.
Zwei
Monate Elternzeit also, einen Monat komplett frei, einen Monat
arbeiten in Teilzeit. Eine junge Kollegin verabschiedet mich mit den
Worten: „Super, so lange Urlaub! Jetzt kannst endlich mal wieder
richtig ausschlafen!“ Ja, wenn 5.30 Uhr ausschlafen ist, stimmt
das. Und mit Urlaub hat das Ganze eigentlich auch recht wenig zu tun:
Wickeln, wieder wickeln (Michi erledigt sein großes Geschäft
vorzugsweise, wenn er fünf Minuten vorher eine neue Windel bekommen
hat. Kennt ihr das oder ist nur er so?), hinterherrennen, wenn er in
Richtung Klobürste robbt (Auf Krabbeln hat der feine Herr keine
Lust. War bei seinem Vater aber auch der Fall, heißt es...) oder
sich überall hochzieht, fürstliche Brei-Mahlzeiten zubereiten usw.
Aber ist
das jetzt schlimm? Nein, keineswegs. Ein Vater sollte nur nicht mit
der Erwartung in die Elternzeit gehen, jetzt mal wochenlang die Füße
hochlegen zu können – So wie es „früher“ ohne Kind war. Denn
Alltag mit Kind ist auch etwas Wunderschönes. Mitzubekommen, wie
Michi sich zum ersten Mal hinsetzt (und danach zum ersten Mal
hinfällt und auf sein Gesicht plumpst). Wie er zum ersten Mal auf
seinem Hochstuhl am Tisch der Eltern sitzt und nach einem Stück
Schinken und seiner Breze giert. Oder den ersten Leberwurst-Toast mit
seinen vier Zähnen zerlegt. Wie er sich im Spiegel erkennt oder dem
Papa zum ersten Mal bewusst zuwinkt. Diese Momente sind so kostbar,
dass es völlig egal ist, wo man sie erlebt. Ob am Strand von
Stavanger in Norwegen im Wohnmobil oder im Domviertel im heimischen
Wohnzimmer.
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