Mittwoch, 22. Mai 2019

Sport mit Baby – Michi als E-Gitarre


Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mal einen straffen Gurt mit einem 9-Kilo-Baby trage, dazu ein grünes Gummiband um die Füße habe und mir in einer Gruppe von 15 Frauen der Schweiß in Strömen runterläuft – Ich? Niemals! Dass es so etwas überhaupt gibt - Sport mit und für das Baby, die Mama oder eben den Papa.

Und so steh ich hier auf meiner Matte in der Hebammenpraxis Kinderreich. Neben mir Carsten, der zweite mutige Mann unter Neu-Müttern und Trainerin Anne.

Michi liegt zufrieden auf seinem Handtuch. Kein Wunder, er kennt das Prozedere. Den Anfang bekomme ich schon mal nicht mit. Jeder berichtet, wie es gerade geht. Das merke ich erst, als ich dran bin und stammle irgendwas von Michis erstem Zahn und unruhigem Schlaf. Michi wirkt wenig erfreut, dass ich solche intimen Details ausplaudere.

Das Begrüßungslied beginnt, das alle außer Carsten und mir kennen. Wir blicken uns irritiert an, können aber zum Glück einige nicht allzu komplexe Reime erschließen (Der Bär sagt brumm, die Biene macht... genau!)

Nach dem Aufwärmprogramm denke ich mir, dass das Ganze spielend zu meistern ist. Dann kommt allerdings Anne mit dem Gurt und schnallt mir Michi um. Los geht’s. Marschieren zum treibenden Bass, ein V laufen (Bitte?), Beine an den Po ziehen und so weiter. Nach fünf Minuten tropft der Schweiß von mir und Michis Haarpracht ist nass. Ich bin außer Atem. „Warum hältst du dein Kind wie eine E-Gitarre?“, fragt mich Anne. Sie hat recht, Michi hängt ziemlich schief in den Seilen. Er schläft. Naja, wer sonst bei Kopfsteinpflaster und laufendem Staubsauger ein Nickerchen macht, kann das wohl auch beim Sport. Ich wäre zwar froh, einen Vorwand für eine Pause zu haben, aber die Blöße will ich mir nicht geben und mache schwitzend bis zum Ende weiter. Bis wieder ein Song gesungen wird, in dem jedes Baby verabschiedet wird. Ich winke einfach stets fröhlich und bin erstaunt, wie sich die Mütter 15 Baby-Namen merken können. Dann gehen Finn, Paul, Philine, Penelope, Michi und Co. nach Hause. Am Tag darauf habe ich einen saumäßigen Muskelkater – und deutlichen Respekt davor, was die Mamas hier jede Woche tun.


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