Hätte
man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mal einen straffen Gurt mit
einem 9-Kilo-Baby trage, dazu ein grünes Gummiband um die Füße
habe und mir in einer Gruppe von 15 Frauen der Schweiß in Strömen
runterläuft – Ich? Niemals! Dass es so etwas überhaupt gibt -
Sport mit und für das Baby, die Mama oder eben den Papa.
Und
so steh ich hier auf meiner Matte in der Hebammenpraxis Kinderreich.
Neben mir Carsten, der zweite mutige Mann unter Neu-Müttern und
Trainerin Anne.
Michi
liegt zufrieden auf seinem Handtuch. Kein Wunder, er kennt das
Prozedere. Den Anfang bekomme ich schon mal nicht mit. Jeder
berichtet, wie es gerade geht. Das merke ich erst, als ich dran bin
und stammle irgendwas von Michis erstem Zahn und unruhigem Schlaf.
Michi wirkt wenig erfreut, dass ich solche intimen Details
ausplaudere.
Das
Begrüßungslied beginnt, das alle außer Carsten und mir kennen. Wir
blicken uns irritiert an, können aber zum Glück einige nicht allzu
komplexe Reime erschließen (Der Bär sagt brumm, die Biene macht...
genau!)
Nach
dem Aufwärmprogramm denke ich mir, dass das Ganze spielend zu
meistern ist. Dann kommt allerdings Anne mit dem Gurt und schnallt
mir Michi um. Los geht’s. Marschieren zum treibenden Bass, ein V
laufen (Bitte?), Beine an den Po ziehen und so weiter. Nach fünf
Minuten tropft der Schweiß von mir und Michis Haarpracht ist nass.
Ich bin außer Atem. „Warum hältst du dein Kind wie eine
E-Gitarre?“, fragt mich Anne. Sie hat recht, Michi hängt ziemlich
schief in den Seilen. Er schläft. Naja, wer sonst bei
Kopfsteinpflaster und laufendem Staubsauger ein Nickerchen macht,
kann das wohl auch beim Sport. Ich wäre zwar froh, einen Vorwand für
eine Pause zu haben, aber die Blöße will ich mir nicht geben und
mache schwitzend bis zum Ende weiter. Bis wieder ein Song gesungen
wird, in dem jedes Baby verabschiedet wird. Ich winke einfach stets
fröhlich und bin erstaunt, wie sich die Mütter 15 Baby-Namen merken
können. Dann gehen Finn, Paul, Philine, Penelope, Michi und Co. nach
Hause. Am Tag darauf habe ich einen saumäßigen Muskelkater – und
deutlichen Respekt davor, was die Mamas hier jede Woche tun.
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